Unternehmen

Im Landgebiet der Vier- und Marschlande kennt sie jeder! – Die Rede ist von den leuchtend-orangefarbenen LKWs und Tieflader der Firma Rolf Riedel. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte der Firma vor bereits 70 Jahren in Hamburg-Othmarschen. Rückwirkend zum 1.1.1947 meldet Rolf Riedel ein Gewerbe für seinen Fuhrbetrieb in der Hamburger Emkendorfstraße an. Was wie der Beginn einer „normalen“ Firmengeschichte anmutet, ist genauer betrachtet ein Höhepunkt im bewegten Leben des Firmengründers.

Rolf Riedel

Rolf Riedel erblickt am 9.3.1902 in Baku, Aserbaidschan am Kaspischen Meer das Licht der Welt. Er geht in Moskau zur Schule und macht dort sein Abitur. Sein Vater wird als „Kapitalist“ beschrieben. Er erkennt rechtzeitig die Entwicklungen in Russland. Als die kommunistische Herrschaft beginnt, verlässt er mit seiner Familie Russland und flieht über Norwegen nach Deutschland.

Nach dem ersten Weltkrieg hilft Rolf Riedel auf dem Land, was ihm sehr gut gefällt: „Ich will es wachsen sehen“, soll er gesagt haben. Er studiert daraufhin Landwirtschaft und wird schließlich Verwalter auf dem Gut Schönholz bei Eberswalde. Als die Russen im Zweiten Weltkrieg im Anmarsch sind, flieht Rolf Riedel erneut. Dieses Mal mit seinem Lanz-Buldog nach Hamburg, wo er 1947 seine spätere Frau Hildegard in einer Drogerie kennenlernt.

Mit seinem Lanz-Buldog fährt er Kohlen und schleppt sie, wie in Hamburg üblich, bis auf den Dachboden der Kunden. Schon bald kann er die Bundesbahn als Kunden gewinnen und fährt fortan im Auftrag der Bahn. Seinen Beruf nimmt Rolf Riedel sehr ernst. Er wird als ausgesprochener Ehrenmann beschrieben, der für andere durchs Feuer geht. Als seriöser Geschäftsmann steuert er in Anzug und Krawatte nicht nur seine Firma, sondern auch den Traktor.

Jürgen Anbergen

1957 fängt Jürgen Anbergen, Neffe seiner Frau Hildegard, als Kraftfahrer in der Firma an. Jürgen ist der zweite Sohn des Schlachtermeisters Gustav Anbergen. Genau wie sein älterer Bruder Gustav, macht auch Jürgen erst eine Lehre als Schlachter. Doch der Beruf liegt ihm nicht – er kann keine Tiere töten – und so kommt ihm der Arbeitsplatz bei seinem Onkel gerade recht. Nach einigen Jahren als Prokurist übernimmt Jürgen Anbergen schließlich 1967 am Sterbebett seines Onkels die Firma. Der letzte Wunsch von Rolf Riedel, der selber keine Kinder hat, ist, dass der Firmenname „Rolf Riedel“ bestehen bleibt, wird bis heute erfüllt. Mit dem Nachweis der „fachlichen Eignung nach dem Güterkraftverkehrsgesetz zur Führung eines Güterkraftverkehrsunternehmens“ vor dem Prüfungsausschuss der Handelskammer Hamburg sind die letzten, formalen Bedingungen erfüllt. Ab diesem Zeitpunkt heißt die Firma „Rolf Riedel Inh. Jürgen Anbergen“. Jürgen Anbergen heiratet am 13.10.1967 seine Karin, geborene Utescher. 1970 kommt ihr Sohn Dirk zur Welt.

Umzug nach Kirchwerder

Der Bau des neuen Elbtunnels, in unmittelbarer Umgebung des Firmengeländes, bringt so manche Veränderung mit sich. Familie Anbergen bezieht 1972 eine Wohnung schräg gegenüber des heutigen Firmensitzes im Kirchwerder Hausdeich in Kirchwerder. Während Karin Anbergen zu Hause das Büro leitet, lernt sie ihre Nachbarin Helene Dangers, geborene Peters, kennen. Sie bietet den Anbergens den Hof gegenüber zum Kauf an. Die an das 1928 erbaute Haus angelehnte Scheune wird abgerissen und 1976 durch einen Anbau ersetzt. In diesem befindet sich seitdem das Büro der Firma. Im selben Jahr wird Sohn Nils geboren.

Fahrzeuge und Tätigkeiten

Permanent erneuert und ausgebaut wird auch damals schon der Fahrzeugpark. Unimogs sind die idealen Zugfahrzeuge für die verschiedensten Anhänger. Der Kauf eines ersten Tiefladers im Jahr 1978 gilt als Grundstein für den heutigen Hauptaufgabenbereich der Firma. Für einen großen Betonfertigteilehersteller fährt Jürgen Anbergen beinahe permanent Bauschutt ab. Ein Tankwagen wird als Subunternehmer für eine Spedition eingesetzt. Mit ihm werden Säuren und Laugen gefahren.

Ein neuer Tankauflieger ist 1989 bereits bestellt, als ein tragisches Ereignis die Pläne der Firma umwirft. Dirk Anbergen erinnert sich: „An einem Freitag kam unser Fahrer Alfred rein und erzählt uns von einem tragischen Unfall eines Berufskollegen, der bei der routinemäßigen Reinigung des Tankaufliegers im Inneren erstickt war (Anmerkung: getrocknete Harze mussten manuell ausgekratzt werden). Auf diese Nachricht hin storniert Jürgen die Bestellung des neuen Tankaufliegers sofort, mit der Begründung: „Das passiert meinen Angestellten nicht!“ – Es ist das Ende der Tankaufliegerfahrten in der Firma.“

Die Bestellung wird kurzerhand in einen Auftrag über zwei Wechselbrückenfahrzeuge umgewandelt. Mit diesen werden bis 1993 für verschiedene Speditionen Sammelgut zwischen Hamburg und Frankfurt gefahren.

Dirk Anbergen mit seiner Frau und Bruder Nils Anbergen.

Dirk Anbergen

Dirk Anbergen wollte bis zum 14. Lebensjahr eigentlich Maler werden. Doch er wächst im elterlichen Fuhrunternehmen auf und hilft bereits als Jugendlicher oft mit. Schließlich wächst auch die Begeisterung für die LKWs. Er absolviert bei Herbert Mühle eine Ausbildung zum KFZ Mechaniker und macht anschließend bei der Bundeswehr seinen Führerschein der Klasse 2. Mit Erreichen des 21. Lebensjahres fängt er als Kraftfahrer bei seinem Vater in der Firma an. Jürgen Anbergen hatte sich vorgenommen Dirk selber anzulernen. „Wir fahren zusammen und ich zeige dir alles“,  verspricht er mehrfach seinem Sohn, doch es sollte anders kommen… .

Mit einem Bauchbruch kommt Jürgen Anbergen ins Krankenhaus. Dirk muss nun alleine los und erinnert sich noch heute an seine erste Fahrt: „Auf meinem allerersten Transport habe ich einen 20 t schweren Mobilbagger mit dem Tieflader von Hamburg-Niendorf geholt – das vergesse ich nie.“ Für seinen Vater kommt es noch schlimmer: Zwei Schlaganfälle nach der Bauch-OP beenden seine Karriere als Kraftfahrer abrupt. Die Familie muss diesen Ausfall kompensieren.

In Rienick bei Würzburg legt Dirk Anbergen daher die Prüfung zum Nachweis der fachlichen Eignung zur Führung eines Güterfernverkehrsunternehmens ab. Sein Plan ist es zusätzlich auch noch etwas kaufmännisches zu lernen, doch aufgrund des Gesundheitszustandes des Vaters bleibt hierfür keine Zeit. „Ich habe sehr oft mit meinem Vater über die Firma gesprochen, war überall mit dabei, habe davon gelernt und bin so reingewachsen. Eigentlich gab es bei uns in der Familie nie ein anderes Thema – außer Fußball!“

Tatsächlich hängt im Büro an der Wand ein Mannschaftsbild des SCVM mit Riedel-Trikots. Auf dem Schreibtisch steht eine Bayern-München Tasse und der Mannschaftsbus als Modell auf dem Regal. Lachend wendet Dirk ein: „Ich habe mich immer an denen orientiert, die gut waren.“ Doch natürlich darf auch eine kleine HSV-Fahne hier im Büro nicht fehlen. Zwei Jahre dauert es schließlich bis sich Jürgen Anbergen soweit erholt hat, dass er sich zumindest wieder um die Bürotätigkeiten kümmern kann.

1992 wird die heutige Rolf Riedel Transport- und Montage- Service GmbH mit Jürgen und Karin Anbergen als Geschäftsführer gegründet. Die erst wenige Jahre alten LKWs mit Wechselbrücken werden wieder verkauft. Dirk Anbergen erklärt: „Meine Philosophie war immer, dass es besser ist Baumaschinen zu fahren. Ich habe meinen Vater daher davon überzeugt uns von dem 2. Standbein zu trennen. In Anbetracht sinkender Erlöse im Speditionsgeschäft und den weitaus besseren Margen beim direkten Transport von Baumaschinen war dies die richtige Entscheidung.“

1993 besteht der Fuhrpark nur noch aus Unimogs und LKWs mit Ladekran und Tiefladeanhängern. Mit diesen werden Baumaschinen, Container und ganze Baustellenumzüge, insbesondere für den Tief- und Straßenbau gefahren. Drei Jahre später wird Dirk Anbergen neben seinem Vater zum Geschäftsführer berufen. Karin Anbergen ist weiterhin als Prokuristin tätig.

Nils Anbergen

Nach einer dreijährigen Lehre zum KFZ Mechaniker bei Herbert Mühle folgt auch Nils Anbergen, der jüngere Bruder von Dirk in den Familienbetrieb als Kraftfahrer. 2006 übernimmt er die Prokura von seiner Mutter.

2014 verstirbt Jürgen Anbergen und hinterlässt Sohn Dirk als alleinigen Geschäftsführer. Am 09.11.2016 wird Nils Anbergen als 2. Geschäftsführer eingetragen. Seitdem wird der Betrieb von den beiden Brüdern geführt.

Was macht den Erfolg des Unternehmens aus?

„Wir sind fleißig, höflich, zuverlässig und vor allem pünktlich. Unsere beste Werbung war immer schon die Mundpropaganda für unsere gute Leistung. So haben wir viele Kunden gewonnen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten. Ein großer Pluspunkt ist unser selbständiges Arbeiten. Wir übernehmen selber das be- und entladen der Baumaschinen. Der Kunde muss nicht anwesend sein und spart so Zeit und Geld.“

Der Erfolg gibt den beiden Brüdern recht. Auch sonst fällt auf, dass Qualität hier groß geschrieben wird. Der Fahrzeugpark wird permanent erneuert und ausgebaut.

„Die Baumaschinen sind mit der Zeit immer größer geworden. Dadurch ist der Bedarf an Spezialtransporten gestiegen. 1995/96 haben wir unseren ersten Tiefbettauflieger mit einer Nutzlast von 35 t bekommen. Seitdem müssen wir stetig mit unseren Kunden mitwachsen“, erklärt Dirk Anbergen und verweist auf den neuesten Zuwachs der Flotte: Ein Noteboom 3+5 Tiefbett (3 Achsen vorn, 5 Achsen hinten), dessen Tiefbett auf eine Länge von bis zu 10,5 m teleskopierbar ist und mit dem eine maximale Nutzlast von 82 t bewegt werden kann. Acht Zugmaschinen – allesamt Spezialanfertigungen mit 2 bis 4 Achsen werden für die Transporte eingesetzt. Dazu kommen noch jeweils ein weiterer Ladekran-LKW und eine Zugmaschine mit Ladekran, die mit oder ohne Anhänger im Betrieb eingesetzt werden. Die Ladekräne werden besonders bei Baustellenumzügen, z.B. für den Transport von Baucontainern eingesetzt. Mit einer Auslage von bis zu 20m und einer Traglast bis zu 8t werden die Ladekräne auch gerne von Baufirmen für Montagearbeiten gebucht.

Kontakt

Rolf Riedel
Transport- und Montage Service GmbH
Kirchwerder Hausdeich 102
21037 Hamburg

info@rolf-riedel-transporte.de

Zentrale     040 / 723 722 -0
Disposition -10 / -11
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